Sonntag, 27. November 2011

Gefühlswissen

Der Gestank muss schrecklich gewesen sein. An einem Donnerstag der vergangenen Woche ziehen Polizisten in Guatemala-Ciudad einen toten Babykörper aus einer Mülltonne. Sie bergen das, was von dem sieben Monate alten Leben übrig ist. Sie heben das tote Kind aus einer schwarzen Plastiktüte und können es nicht mehr identifizieren. Mir bläst der Fahrtwind unserer Camioneta in die Augen, als ich die Nachricht lese. Der "Prensa Libre" ist der Fund eine Randnotiz wert, 15 Zeilen, eine Spalte, rechts unten. "In Kürze" heißt die Rubrik. In Europa streiten zur gleichen Zeit Angela Merkel und Nicolas Sarkozy über Euro-Bonds, über Geldgezerre. Die Online-Angebote vermelden den ersten Schnee in den USA.

Relationen. In einem Land, in dem die Boulevardzeitungen täglich mit Fotos von Leichenfunden aufmachen, ist der Babyfund Normalität. Das war mir schon vor meiner Abreise klar. Mir war klar, dass fast alles relativ ist. Und dass es ziemlich anstrengend werden könnte, jedes Mal seine alten Vergleichsschablonen auszupacken. Ich hatte gelesen, dass die soziale Scheere in Guatemala wie zwei Flügel auseinanderklafft. Ich hatte Fotos gesehen und Berichte gehört. Aber eigentlich wusste ich nichts.



Fühlen und wissen. Mit all den Buchstaben und Grafiken, mit all den Texten im Kopf sitze ich also in der Camioneta und denke über Relationen nach. Denke über Medienethik nach, über Privilegien und Gesellschaftssysteme. Eigentlich wiederhole ich nur alles, was ich schon weiß. Trotzdem ist es diesmal klarer. Vielleicht könnte man schreiben, dass ich mein Wissen fühle. Aber das wäre Kitsch.

Ortswechsel: Vor anderthalb Wochen eröffnen sich vor uns zwei grüne Flanken und formen ein seichtes Tal. Vor ein paar Minuten sind Vulkane und Wolken an unserem Pick-Up vorbeigezogen, jetzt steigen wir den steilen Pfad nach "Mano de Leon" hinab. In dem Pueblo auf knappen 1700 Metern ernähren sich die Menschen hauptsächlich vom Mais, der hier überall die Hügel säumt. Strom und fließendes Wasser gibt es nicht. Zwölfjährige bestellen in ihrer Freizeit mit armlangen Macheten dieeigenen Felder. Fleisch essen die Menschen hier selten oder nie.

Das soll sich heute ändern. Im Gepäck haben wir 20 Libras Rindersteak, die eine Frau aus Jocotenango für das Dorf gespendet hat. Schnell schaaren sich die Kinder um unseren Grill aus Steinen und zwei Metallrosten. Fast schüchtern warten sie in einer Linie auf ihre Portion, aber sie haben Hunger. Beim Anblick der Plastikbox mit den knappen 100 Stücken Fleisch für 20 Kinder hatte sich mein Dekadenzdenken wieder eingeschaltet, aber die Ninos – manchmal keine fünf Jahre alt – kommen einmal, zweimal, dreimal. Nach zwei Stunden ist die Box leer. 

Credits: a ver guate!
Ich könnte jetzt glücklich sein, weil die Kinder satt sind. Oder traurig, weil dafür Kühe sterben mussten. Aber in meinem Kopf startet ein anderer Film. In der Politologie streiten sie sich gerne über die richtige Entwicklungspolitik. Das fängt bei der Terminologie an. Entwicklungshilfe sagte man früher, heute heißt es Entwicklungszusammenarbeit. Ob man den sogenannten "Entwicklungsländern" nicht automatisch sein eurozentrisches Weltbild aufdränge, wird da gefragt. Ob es nicht nachhaltiger sei, kleine, indigene Dörfer ihre eigenen Wege gehen zu lassen? Zugespitzt könnte man formulieren, ob es besser ist, die Menschen an Hunger und Unterernährung sterben zu lassen oder die Gefahr einzugehen, sie zu retten und in ihrer eigenen Entwicklung zu beeinflussen. Aber das wäre zynisch.

Als mir der Carbon-Rauch ins Gesicht schlägt, passiert auf jeden Fall das Gleiche wie in der Camioneta. Ich kenne den Konflikt der Entwicklungspolitik, aber erst jetzt formt sich der Gedanke zu einem Bild. Er nimmt Gestalt an. Während ich noch beim Aufstieg von unserer Grill-Mission überzeugt war, fühlt es sich plötzlich komisch an, die Kinder beim Verschlingen der Fleischstücke zu beobachten. Wenn einige der Ninos tatsächlich noch nie Fleisch gegessen haben, wieso stimulieren wir jetzt dieses Bedürfnis? Wenn die Ernährung der Bergbewohner über Jahre im Einklang mit ihrer Natur funktioniert hat, wieso schlagen wir dann jetzt einen Keil in die Verbindung? Andererseits: triefen nicht gerade solche Gedanken von der Romantisierung des harten Lebens im Tal? Sollten wir nicht gerade den Menschen in "Mano de Leon" dieses Foodfest gönnen?



Wissen und fühlen. Nach unserem Besuch im Bergdorf, fühlen sich meine Gedanken über die Entwicklungsfrage zum ersten Mal gefestigter an. Wenn Wissen immer und überall abrufbar ist, muss man Dinge vielleicht erleben, um sie zu verstsehen. Vielleicht erklärt das, warum Menschen über den halben Globus jetten und in fremden Ländern arbeiten und leben. Vielleicht spricht aus solchen Überlegungen aber auch nur die absolute Übersättigung und Arroganz.

Im besten Fall fegt das Erleben die Vorurteile weg. Vor zwei Wochen herrscht ein kleiner Ausnahmezustand in "Los Patojos". Eine Delegatioin von "Just World" hat sich angemeldet. Wohlhabende Menschen aus Amerika, die das Projekt zum größten Teil finanzieren, wollen sehen, was mit ihrem Geld passiert. Deswegen üben die Klassen Rap-Songs ein, studieren Tänze, die Zirkus-Gruppe plant eine eigene Vorstellung. Wieder dämmert mir ein Uni-Text über das Nord-Süd-Gefälle, über Abhängigkeiten, über die herumdrucksenden Versuche des "Westens" sich von historischen Sündenfällen reinzuwaschen. Und dann fahren zwei abgedunkelte Jeeps vor und weiße Menschen strömen mit Videokameras und rosa Hemden in den Salon.

Hier könnte die Geschichte enden, aber nach zwei Stunden turnen die blonden Reitergirls von "Just World" wie jeder andere Voluntario auch mit den Ninos herum. Einige Jungs der Delegation hauen mir mit ihren Sprachskills mein 3-Monate-Spanisch gehörig um die Ohren. Und die Show wird von den Patojos aus unserem Projekt mindestens so hart gefeiert, wie sie die Erwartungen der Amerikaner erfüllt. 

Abends sitzen wir ziemlich durch im Projekt und trinken Gallo. Lehrergehälter für ein Jahr, eine neue Toilette, Ventilatoren für die Klassensalons, bilanziert der Projektleiter Pablo. Das ist natürlich eine Abhängigkeit der feinsten Sorte. Aber wie alle so leicht borracho dasitzen, sagt mir mein gefühltes Wissen, dass es für die knappen 100 Ninos im Projekt Wichtigeres gibt als diese theoretischen Bedenken. 



Die S/W-Fotos sind alle in Mano de Leon entstanden und wurden nachher in unserer Dunkelkammer mit Caffenol entwickelt!!! Die Foto-Action läuft nämlich endlich an!

Mittwoch, 9. November 2011

Como el circo

Verrückt. An den Bananenstauden kleben Wegweiser zu Yoga-Zentren, zu Massage-Fincas, zu All-Inclusive-Relaxangeboten für all die Burn-Out-Kandidaten unserer westlichen Wohlfühlgesellschaften. Für zwei Tage bin ich mit Jan an den Lago Atitlan gefahren, dorthin wo das Wasser so schön grün und die Vulkane so schön mit Bäumen bewachsen sind. Auch wir wollen hier ein paar Stunden entspannen und das funktioniert nicht schlecht, wenn man von dem 6-Meter-Turm gesprungen im klaren Wasser schwimmt und sich vor einem drei Vulkane in den Himmel strecken und Wolken einfangen. 

Fischer am Morgen

Es dauert trotzdem nicht lange, bis Jan (der hier mit schönen Lago-Bildern über fast das gleiche Thema gebloggt hat) und ich auf einem Felsen hocken und uns über unser derzeitiges Lieblingsthema echauffieren: Westlicher Postmaterialismus (von hier aus gesehen: östlicher), dieses sperrige Wort zwischen Arroganz und Aufklärung, Scheinheiligkeit und ziemlich vernünftigen Einsichten.

Einen Abend zuvor sitzen wir auf einer klapprigen Bühne und warten auf die Show. "Vamos a circo! Vamos a circo! Vamos a circo!" Seit einer Woche schreien die Zirkunsleute, die auf dem Acker gegenüber von Los Patojos aufgeschlagen haben, die Jocotenanger in ihr grünes Zelt. Für zehn Quetzales (ein Euro) ein guter Deal.

Die Sache mit dem Postmaterialismus. Hinter den Hecken verstecken sich in San Marcos die Ruhepole. Weiße Metallstangen formen kleine Pyramiden, dahinter sitzen weiße Menschen und verdrängen für 150 Quetzales am Tag ihre Alltagssorgen. Während die Seeanrainer mit den krassesten Überschwemmungen seit Jahrzehnten zu kämpfen haben (Wasserpegel um sechs Meter angestiegen), wollen sie hier nur Massage und Meditation, keine 3er-BMWs mehr, keine Flatscreens und erst recht keine Coca-Cola.
Also das, was auch unter den meisten Studenten als hip gilt: Den Fernseher rausschmeissen, mit dem Rad zur Uni, Club Mate als Erfrischung. So habe ich meine drei Erfurter Jahre auch zelebriert.

Die Show beginnt. Ein vielleicht 18-Jähriger schleudert Keulen durch die Luft, fängt sie ein, schleudert sie hoch, drei, vier, fünf, fängt sie ein, tauscht sie gegen Sombreros, die jetzt wie Bumerangs durch die Luft flattern. Dann kommen die Hunde. Dressiert und am Hintern rasiert hüpfen sie über den roten Boden, täuschen Pudel-Sex vor, tapseln in Röcken und Anzügen hintereinander her. Zwischen den Stücken geben die Zirkuskinder ihre Lachnummern zum Besten. Tanzen in Schlumpf-Kostümen herum, Zack, sexy Schläge auf den Schlumpfpopo. Die Menschen lachen, glucksen. Sie feiern hart, weil sie ihren harten Alltag für zwei Stunden vergessen können. 



Vor dem Abflug hatte ich gedacht, dass ich das Bedürfnis nach dicken Karren, nach Flatscreens und billigen Cokes nach Guatemala noch weniger würde verstehen können. Das ich die Zirkusgeschichte natürlich verurteilen würde. "Die armen Kinder, und dann erst die Hunde!"
Die Sache mit dem Postmaterialismus würde sich festigen, hatte ich gedacht. Und auch die Sache mit der moralisch richtigen Einstellung, die man sich als gesättigter Westler so leicht gönnen kann.

Aber ich sitze auf der Zirkusbank und denke, was ich hier schon oft gedacht habe. Dass es vielleicht gut arrogant ist, diese Zirkusleute einfach abzuurteilen, seinen schicken Lifestyle zu pflegen, und nach ein paar Monaten wieder in die (halbwegs) abgesicherte Zukunft abzuheben. Dass es hier in Guatemala vielleicht komisch kommt, über abgesägte Fernseher und aussortierte Cokes zu phrasieren. Dass die Pudel-Nummer natürlich an Tierqäulerei grenzt, aber dass die Zirkusleute vielleicht keine andere Wahl haben, weil das Publikum so eine Show sehen will.

In San Marcos kommt nach ein paar Minuten von rechts ein Guatemalteke auf unseren Felsen zugetaucht. An Land begleitet ihn ein anderer Mann mit Machete. Die beiden sind Indigenous und jagen Flusskrebse. Sie sprechen auch Spanisch neben ihrer Maya-Muttersprache und fragen uns, ob man in Deutschland Englisch spricht und ob es in Amerika Arbeit gibt. Als der Plastiksack mit den dahinsiechenden Tieren voll ist, fischt der Taucher ein Stück Seife aus seiner Tasche und springt vollgeseift in den Lago.

Die Sache mit der guten Moral, mit dem Postmaterialismus ist, dass die Gedanken dahinter nicht falsch sind. Für den Fischer ist es komplett normal, sich im See zu waschen, die Krebse zu jagen. Wenn aber alle Bewohner anfangen, ihre Seife in den See zu schmeißen, wird das zum Problem. Wenn jeder seinen Krebs essen will, gibt es bald keine mehr. Und die Arbeit, die in den Staaten für den vermeintlichen Wohlstand wartet, ist meistens auch nicht der Knaller. Ob es erstrebenswert ist, seinen eigenen See zu verschmutzen und nach schlecht bezahlter Arbeit für Geld für sinnlose Sachen zu schielen, muss jeder selbst wissen.

Das ist die Krux der Geschichte. Wahrscheinlich tut der Postmaterialist mit seinen moralischen Ansprüchen das Richtige, doch gleichzeitig erhebt er sich und sein Handeln. Das ist manchmal arrogant und immer anstrengend. Seine Ideale gibt er so auf jeden Fall nicht weiter.

Und wenn sich die Touris in San Marcos ihren Seelenfrieden erkaufen oder Hipster in Deutschland mit ihren in China gefertigen MacBooks aufgeregte Artikel über Arbeiterrechte und Umweltverschmutzung tippen, dann ist das auch nichts anderes als die zwei Stunden Zirkus hier in Jocotenango. Eine große, schöne, bunte Show.

Außerdem ist der Kurzfilm "Memorias de abril" online. Jan und ich haben gefilmt und geschnitten (auf einem Mac).



Mittwoch, 2. November 2011

Tag der Toten



Ich mag diesen Tag nicht, weil der Friedhof wartet. Meine Eltern, meine Schwester, ich, wir nehmen das Musterbauhaus in Hainchen, nehmen die Musterwiese, nehmen die Grundschule. Am Grab nehmen wir die Verwandten. Köpfe nicken. Hände schütteln.

Wir warten auf diesen Tag. Von hausgroßen Drachen habe ich gehört. Von Farben. Von Bieren. Von Menschen, die auf dem Cementerio eine Fiesta feiern. 

Meinen Cousins nicke ich zu, für meine Freunde darf ich blinzeln. Die Klassenkameraden aus meiner 4a schauen rüber. Zusammen grinsen wir unsere Unsicherheit weg.

Bier. Schnaps. Wurst. Käse. Mit einem Dutzend Leuten schwirren wir durch den Supermarkt in Santiago. Guatemalteken, Spanier, Deutsche. Ich sorge für mein Desayuno. Für mein Almuerzo. Für die Cervezas.

Alle warten. Auf den Pastor und seine erlösenden Worte. Die Menschen grüßen sich flüchtig und ängstig. Am Boden atmen die roten Kerzen kalte Novemberluft.

Clowns auf Stelzen. Sie preisen Stereoanlagen. Sie humpeln. Überall Tiendas. Wir laufen, steigen ein, fahren, laufen. Wurst, Käse, Brot. Meine Nase riecht gerösteten Mais, riecht Abgase, den süßlichen Tortilla-Geruch, den es hier überall gibt.

Weihrauch. Weihrauch. Weihrauch.

Mit unseren Mochillas voller Alkohol steigen wir in den Bus. Wir reden mit Chileninnen. Wir sind da. Wir laufen durch Santiago: Tortillas, Maiskolben, Grillfleisch, Schnuck. Gestern ist mir klar geworden, dass dieses "Drachenfest" von dem hier alle Guatemalteken erzählen in Deutschland Allerheiligen heißt. 




Worte, die mir nichts sagen, fliegen vorbei. Mein Kopf quillt vor Erinnerungen die nichts mit diesem Ort zu tun haben. Meine Freunde drucksen. Das heißt, ihre Augen suchen nach Fixpunkten am Boden.

Unsere Camieonetas geben nach zehn Minuten auf. Wir laufen vorbei ann: Tortillaständen, Metzgereien, Grillständen, Obstsänden, CD-Ständen, Panaderias, Pollo-Ständen, Papaya-Ständen, Bierständen. Wir sehen Stände überall und Drachen sehen wir dann irgendwann auch.

Kein Wort. Ich fixiere den Mamorboden, spanne mich an. Um mich herum stehen schwarze Anzüge, schwarze Schuhe, schwarzer Kies. Der Weihrauch weckt mich auf.

Vor mir winden sich fünf haushohe Papierdrachen im Wind. Ihre Rücken aus Bambus dehnen sich, gröhlen, halten aus. Sie wollen gewinnen, weil am Ende des Tages der Drachenkönig gewählt wird. Deswegen haben sie ihre buntesten Kleider angelegt. Mit ihren Trachten erzählen sie die alten Geschichte, die mit jedem Mal besser werden.




Nach einer halben Stunde lösen wir uns auf. In der 30er-Zone stauen sich jetzt die schweren Wagen und am Bürgersteig, auf beiden Seiten, die schwarzen Anzüge. Gemeinsam kehren alle heim, am Nachmittag gibt es Kuchen.

Nach einer halben Stunde trinken wir das erste Bier. Wir bauen unser Lager auf einem der steinernen Gräber. Auf dem Weg hierher sind wir über Dutzende Erdhügel gestiegen auf denen Yucca-Palmen wachsen. Ob auf der Kopf- oder Fußseite des Grabes, traue ich mich nicht zu fragen. 

Die Situation ist schon jetzt vollkommen verrückt. Unseren Grabnachbarn verkauft der mobile Pizzabote seine Teiglinge, vor uns karrt der Eismann seinen Wagen über die Gräber. Am Boden treibt der Wind die rötliche Erde vor sich her, schiebt sie in jede Ritze. Am Himmel bläst er die Wolken vor die Sonne, bläst sie wieder weg. Als wir im Dreck sitzen, das staubige Dosenbier in unseren Händen, fühlt sich das an wie auf der Fusion, wie am Groezrock, so wie sich jedes Rockfestival eben anfühlt.

Mit jeder Cerveza, mit jedem Ron wird der Friedhof immer mehr zur Fiesta. Und das kollidiert mit meinen Erinnerungen. Außerdem rennt jetzt die Zeit. Irgendwann beiße ich auf frittierte Schweineschwarte mit Tortillas, irgendwann dämmert es, irgendwann lassen wir die feiernden Menschen mit ihren Angehörigen allein. 



Cut!

Ferner liefen vergangene Woche:

Jocotes en Miel: Auf dem fünftägigen Kunstfestival von Los Patojos haben Jan und ich zum ersten Mal entwickelt! Yeees! Zuerst die Fotos von Lochkameras, dann die der mitgebrachten Cams. Auf den Ergebnissen posen die Ninos auf Polizei-Pick-Ups, breakdancen auf Gräbern und halten Affen in die Linsen.

Frijol: Ohhhhh! Unser Haushund, Sucio!, hat Gesellschaft bekommen. Der anderthalb Monate alte Frijol ist seit ein paar Tagen unser Mitbewohner und ist heute zum ersten Mal ein paar Treppen hochgetrollt. 

Frijol
Boss, aka Sucio!

Montag, 24. Oktober 2011

Wechselspiel

Dass zehn Tage Dauerregen vielleicht doch nicht innerhalb eines Tages im Boden versickern, merken wir irgendwo zwischen Iztapa und Montericco. Hinter den knietiefen Straßenseen ginge es todsicher weiter, hatte uns der nette Minibusfahrer versprochen. Mit seinem Wagen käme er da aber nicht hin. Der Tienda-Verkäufer, der jetzt vor uns steht, erzählt eine andere Geschichte. Busse: Ja, schon. Heute aber eher nicht. Seine Hand fährt von der Hüfte aufwärts. Das internationale Zeichen für Pegelstände.
Es ist jetzt 14 Uhr und bis nach Monterrico, Palmen, Sonne etc. sind es noch 15 Kilometer. Schätzt zumindest der Tienda-Verkäufer. Seit drei Wochen wollen Jan, Maria und ich an diesen Strand. Also waten wir los. Versinken mit unseren Waden in der badewannenwarmen Brühe, blicken auf geflutete Gärten, von hinter dröhnt der lokale Gemüsehändler mit seinem Lieferwagen ran. Die Sonne knallt, 30 Grad. Irgendwann ist klar, dass auf dieser Straße heute tatsächlich kein Wagen mehr fährt (Das internationale Pegelstand-Zeichen wandert bis zum Kopf). Dafür raten uns die Einwohner: "Versucht es am Strand, da fahren Pick-Ups."
Der Trampfelpfad zum Wasser führt vorbei an: kläffenden Hunden, die ihr Revier verteidigen wollen, Maisfeldern, unverputzten Wänden, schwelenden Feuern in Vorderhöfen. Obwohl wir die diversen Horrorgeschichten über genatzte Touris eigentlich verdrängen wollen, kneifen Jan und ich, jetzt mit unserem Kameras rumzuklicken.
Irgendwann kommen wir dann am Meer an. Was nicht schlecht ist. Andererseits haben wir jetzt für 140 Kilometer schon sechs Stunden gebraucht. Während wir uns auf den 15-Kilometer-Marsch einrichten, ziehen rechts das Meer und links unzählige Prollo-Villen (die ganz nebenbei ein tolles Beispiel für die krasse Wohlstandsscheere hier sind) von reichen Städtern an uns vorbei. Immerhin laufen wir auf einer Art Straße mit Reifenspuren im Sand. Mit dem feinen Meerduft in der Nase ist das gar nicht so schlecht.
Nach einer halben Stunde halten wir tatsächlich den ersten Pick up in unsere Richtung an (internationales Zeichen für: Nehmt uns mit!). Auf der Ladefläche richten wir uns neben zwei Guatemalteken ein. Sicher ist das nicht. Aber besser als Laufen.
Gewiss haben die permanenten Sicherheitswarnungen, die hier aus jeder Richtung auf einen einprasseln ihre Begründung. Andererseits ficken sie einem ganz schön das Hirn. Statt uns auszurauben steigen die zwei Kerle nach 20 Minuten Fahrt (die schon jetzt nice ist – auf einem Pick up am Strand rumdüsen) ab und machen Platz für eine Mutter mit ihren vier Kids. Offenbar sind alle irgendwie miteinander verwandt. Weil jetzt auch meine indizierte und unbewusst auch latent vorhanden gewesene Sicherheitsmanie wegschwirrt, fühlen sich die letzten Kilometer ungefähr so an, wie die Szene aus dem Film "Schule" aussieht, in der alle zum Kiffen an den See fahren. Auf jeden Fall sehen wir vom Pick up aus: Palmen, Sonne, Palmen, kleine Pueblos, Motorräder, Sonne, Palmen, Feldwege.
150 Kilometer (Siegen – Frankfurt) von Jocotenango entfernt erreichen wir nach sieben Stunden Monterrico. Bienvenido in einem anderen Land:
 
links: Johnny's Place - Backpackerabsteige

Innenhof

Klischee
futbol
Frischfisch

Wem wir unser kleines, schnieckes Reisescharmützel (das in der Tat cool war) zu verdanken haben und wer die Leidtragenden davon sind, wird uns am nächsten Tag präsentiert: Drei Tage nach dem Regen-Unwetter stehen Teile von Montericco noch immer unter Wasser. Die Bewohner verteilen Müllsäcke mit Lebensmittelrationen (so sah es zumindest aus), seit zehn Tagen bleiben die Touri-Einnahmen aus. Die Besitzer der abgesoffenen Tiendas stehen vor noch größeren Schäden.

kein Fluss


Fluss
kein Fluss
teilweise Fluss
Den Rückweg nehmen wir nach zwei Strandtagen (Sonne, Meer, Bier, Buch, Sonne, Meer, Rum, Beachvolleyball) mit dem Boot. Natürlich zum doppelten Preis. Rund 20 Minuten fahren wir mit dem kleinen Holzkaan (in Monterrico gibt es auch ohne Regenchaos eine Anlegestelle für Boote; es liegt von einer Seite an einem Mangrovenfluss), dann sehen wir in die nächsten Häuser im Wasser stehen. Wir zahlen den überhöhten Preis und steigen in unseren Reisevan.
Heute werden wir hier im Projekt unseren Alltag fortsetzen, helfen, ein Festival für 50 Kinder der Region vorzubereiten. 150 Kilometer Richtung Süden werden zur gleichen Zeit die ersten Hausbesitzer in ihre Bauten treten, die Hände über ihrem Kopf zusammenschlagen und mit den Aufräumarbeiten beginnen.

Freitag, 14. Oktober 2011

La Lluvia

Tick. Tock. Tock-tock-tock. Heute Morgen liege ich nicht am Strand, sondern verkatert im Bett. Eigentlich wollten Jan, Maria und ich dieses Wochenende nach Montericco fahren, Schildkröten beim Schlüpfen zusehen und uns von Starkströmung in den Pazifik ziehen lassen. Stattdessen trommelt der Regen noch immer seine Wellblechmelodie auf mein Zimmer. Seit gefühlten Wochen versinkt Guatemala im Starkregen. Und es versinkt tatsächlich. In den Zeitungen waten die Menschen durch hüfthoch überflutete Stadtzentren, das Fernsehen zeigt Bilder von abrutschenden Hängen und stürzenden Brücken. Obwohl dem Hurricane, der die ganze Scheisse produziert, wohl langsam die Puste ausgehen soll, haben wir unseren Playa-Trip auf Anraten diverser Guate-Locals deswegen zum zweiten Mal abgesagt. 

Mierda!

Das Gute an der Sache ist aber, dass wir gestern Abend mit den Jungs aus Los Patojos in Antigua feiern waren. Naja, saufen, wenn man ehrlich ist. Das Ritual läuft wie folgt ab: Tienda suchen, billigsten Schnaps plus Coke auswählen (1 Liter Zuckerrohrdestillat: knappe 7 Euro), an den parque central setzen und die Flasche leeren. Danach zum Tanzen in Salsa-Schuppen, Wegbier (1 Liter) immer mit eingerechnet. Am Ende recht borracho sein.
Außerdem gab es heute wieder Fussball-Action mit den Niños. Resultat: 1 zerstörter Ball, 20 klatschnasse Kids und Lehrer (denn natürlich hat es wieder geregnet) und eine 0:7 (oder so – hab aufgehört zu zählen) Niederlage für unser Team. Anschließend eine heiße Dusche und Milchpulver in kochendem Wasser. Schön.

Nach Monterrico wollen wir dann übrigens nächstes Wochenende fahren...



Dienstag, 11. Oktober 2011

Caminando

Die Frau in dem Schuhladen schaut mich grinsend an. Nein, Größe 42/43 habe sie nicht da. "Perdon". Doch so schnell will ich mich diesmal nicht geschlagen geben.
Weil mein Bewegungsradius hier an normalen Tagen ungefähr so groß ist wie ein Fussballfeld und mein Schritttacho am Ende des Tages vielleicht 0,8 Kilometer anzeigen würde, will ich Sport machen. Joggen. Doch dafür brauche ich Schuhe. Weil der Durchschnittsguatemalteke aber eine Ecke kleiner ist als der Standarteuropäer, kann das hier zum Problem werden.
Dann sehe ich das Objekt meiner Begierde: VOIT-Sportschuhe, rot-weiß, Made in China, angeblich Größe 45. Vielleicht liegt es daran, dass auch die Chinesen kleinere Füße haben – auf jeden Fall passen die Treter perfekt. Nach einer Handelsrunde fällt der Preis von 150 Quetzales auf 125. Gekauft. Deswegen bin ich heute zum ersten Mal in Jocotenango gejoggt (durch Maisplantagen, stickige Calles, Pfützenwiesen).

Auch sportlich war der Aufstieg zum Pacaya-Vulkan am Sonntag: Das Minitaxi mit Jan, mir und zehn anderen Touris nimmt die Serpentinen zum Ausgangspunkt deutlich lockerer als die normalen Camionetas. Neben mir sitzt ein Mexikaner und redet über Drogenkrieg und Oktoberfest. Als wir aussteigen, drehen uns Fünfjährige Wanderstöcke an. "No, Gracias!"
Es geht steil bergauf, dichter Nebelwald, 50 Meter Sicht, grün-grau. Hinter uns trotten drei Pferde samt Halter (Taxis natural) her. Es dauert keine Viertelstunde, bis die Mexikanerin mit den Wildlederstiefeln die 100 Quetzales dafür berappt und jetzt als gallopierendes Touristenklischee hinter uns her reitet.
Irgendwann sind wir dann oben: Grau, schwarz, grün. Grauer Nebel, schwarze Kieserde, grüne Sträucher. Dann: Stopp für Fotosession. Unser Guide fragt nun, ob wir den "camino aburido" oder den "camino divertido" nehmen wollen. Ab jetzt wird es fett.
Wie ein Bekloppter rennt der Guide los, springt Lavakämme runter. Sichtweite: vielleicht zehn bis 20 Meter. Wir hinterher. Obwohl wir auf 2500 Metern sind, ist es nicht kalt. Aus dem warmen Boden kondensiert Dampf. Wie Tau legen sich kleine Wasserperlen auf unsere Haare. Noch ein Berg zum runterspringen.
Nach einer halben Stunde sind wir dann endgültig in Moon-Country angekommen. Schwarze Lavaformationen, schwarzer Sand, Nebelschwaden, die jede Orientierung rauben. Und wieder rennt unser Guide wie bekloppt los. Er stoppt an einer Erdspalte, die Saunaluft nach oben wirbelt. Vor einem Jahr ist hier Lava hergeflossen, die derzeitige Vulkanaktivität reicht, um Marshmallows zu grillen. Nach zwei Minuten im Vulkanfön sind meine Haar wieder komplett trocken.
Mittlerweile ist es dunkel. Mit winzigen Taschenlampen verlassen wir unseren Minimond. Unten wartet das Minitaxi auf uns – begleitet von einem Polizeijeep. Uns hier, im Niemansland, auszurauben: Kinderspiel.

Zurück in Jocotenango zeigt mein Schritttacho endlich ein paar mehr Kilometer an. Ich brauche unbedingt Sportschuhe...


Nebelwald

Mondaufstieg

Galoppierendes Klischee

Weiterer Vulkan

Mondspringen          
Abstieg

Montag, 3. Oktober 2011

Tagesfetzen

09.30: Blinzeln. Gardine auf. Wolken. "Buenos Dias". Hunger. Treppen runter, Frühstück. Orange. Banane. Ananas. Limone. Alles reif. Geschmack. Geil.

10.30: Wahlwerbung, Klick. Natodraht, Klick. Straßenstände, Klick.Crazy Dog, Klick.

10.40: Kaffee. Vitamin C. Soda. Sprudeln. Orangengeruch, billig. Rotlicht. Tageslicht. Rotlicht. Shit. Shit. Shit. Hunger.

12.30: "Buenas Tardes". Broccoli. Blumenkohl. Bratwurst, scharf. Geschmack. Geil. Fernseher. Fußball ohne Taktik. Rasen, ungemäht. Schlamm. Ausruhen.

14.30: "Hola, Profe". "Que tal?". Kinderaugen. Kinderhände. Kinderlächeln. "Avion!" "Tu Hombro". "Tu Hombro". "Ahora no!".

14.50: Kaffee. Vitamin C. Soda. Sprudeln. Orangengeruch, billig. Rotlicht. Tageslicht. Rotlicht. Shit. Shit. Shit. Hunger.

16.30: Regentrommel, Wellblechdach. Kinderhände. Kinderaugen. Glück. Dominosteine. "Tu Hombro". Tu Hombro". "Ahora no!".

18.00: Reunion über Kunstfestival. Spanisch. Wortfetzen. Nicht verstanden. Verstanden. Nicht verstanden. Ärger. Zweifel. Müde. Konzentration, ohne. Hunger. Hunger. Hunger.

19.30: "Buenas Noche". Kochbananen, gebraten. Schwarze Bohnen, püriert. Pan Francais, pappig. Pan, dulce. Regentrommel, Wellblechdach. Limonen. Eis. Rohrzucker. Rum.

22.30: Gedanken. Tipp. Tipp. Tipp. Gardinen zu. Regentrommel, Wellblechdach. Gute Nacht!

© Saudiyussuf. Muchas Gracias!


Kaffee. Vitamin C. Soda. Sprudeln. Orangengeruch, billig.

Rotlicht.

Shit. Shit. Shit.

Sonntag, 25. September 2011

Stelzenmänner

Der Regen braucht an diesem Sonntag eine kleine Pause, als Jan und ich uns auf den Weg nach Antigua machen. In den Schlaglöchern der breiten Straße spiegelt sich das Wasser und neben den schienbeinhohen Bordsteinen fließen kleine Bäche ins Nirgendwo. Es ist nicht unnormal, dass Betrunkene hier am Wegrand einschlafen, nachdem sie wie auf Stelzen durch die Gassen mäandert sind. An der Kreuzung, die die Camionetas nach Antigua nehmen, liegen die Alkoholkörper besonders oft. Auch heute liegt hier ein Mann.

Wir laufen weiter. Ein paar hundert Meter, dann streckt ein toter Hund seine Zunge aus. Zusammengefallen wie eine leere Plastiktüte liegt er im Regen. An seinem Fell perlen die feinen Tropfen ab wie an meiner High-Tech-Regenjacke.

In Antigua vergesse ich den toten Hund und den schlafenden Mann. Wir trinken Kaffee, essen Kekse, zahlen die Rechnung für insgesamt 15 Quetzales (1,35 Euro).

Am Rückweg sehen wir zuerst den Hund. Statt der winzigen Regenfäden prasseln mittlerweile dicke Tropfen auf das leblose Fell. Und sie prasseln zwei Minuten weiter auf den Mann. Die Bordsteinbäche streifen seinen Fuß, die Menschen, Jan und ich laufen an ihm vorbei.

Zum Abendbrot hole ich pappiges Pan Francais aus der nächsten Panaderia. Auf dem Weg dorthin kommt mir der nächste Stelzenmann entgegen.

Montag, 19. September 2011

Wahl, Vulkan und Unabhängigkeit

Ein paar Tage nach meinem letzten Blog-Eintrag war hier die groß umworbene Wahl. Schon zwei Tage vorher setzte eine staatlich-verordnete Alkoholprohibition ein, an die sich aber nur die großen Supermärkte hielten. In den unzähligen Tiendas wurden die 1-Liter-Bierflaschen dagegen nur in Tüten versteckt und trotzdem verkauft. Am Wahlsonntag war es hier in Jocotenango dann den ganzen Tag still, bis um Mitternacht ein dröhnender Autokorso durch die Straßen zog. Die Patrioten haben sowohl in unserem Bezirk als auch landesweit die meisten Stimmen erzielt. An zweiter Stelle kommt der wirtschaftsnahe Manuel Baldizon, der unter anderem die Todestrafe einführen möchte. Da in Guatemala eine absolute Mehrheit für einen Sieg notwendig ist, gibt es im November Stichwahlen zwischen den beiden Einpeitschern. Die Friedesnobelpreisträgerin Rigoberta Menchu erhielt dagegen nur knappe zwei bis drei Prozent der Stimmen.

Nur vier Tage nach den Elecciones, am 15. September, feierten die Guatemalteken 190 Jahre Unabhängigkeit von Spanien. In Antigua zogen nachmittags die Schulklassen durch die Gassen, trommelten Rhythmen, schwenkten Fahnen und zelebrierten ihren Nationalfeiertag.

Im Projekt habe ich letzten Freitag das erste Mal etwas mehr mit den Kids gemacht als sie bloß auf den Schultern durch die Gegend zu tragen. Abends war dann ein ausgewanderter Familienangehöriger der Gastfamilie hier, der für VW arbeitet und die absolute Gegenposition zur Philosophie von Los Patojos vertrat. Als "Aufsteiger" sozialisiert, zählten für ihn Geld und Fleiß. Auf seine Einladung hin folgten ein anderer Freiwilliger und ich ihm in seine Villa hier im Dorf. Hinter einer nackten Betonwand eröffnete sich eine Anwesen im Stile eines Hotelanwesens. Grüne Wiesen, Limonenbäume, weitläufige Gänge. Zum ersten Mal wurden die krassen sozialen Gegensätze des Landes (ein großer Teil der Bevölkerung lebt in Dörfern ohne Strom) sichtbar.

Eine Kostprobe von der Natur Guatemalas gab es am letzten Wochenende. Auf dem rund 3000 Meter hohen Vulkan "Chicabal" hat sich in den vergangenen Jahrhunderten ein See in dem erloschenen Krater gebildet. Zusammen mit einem ehemaligen Guerilla-Kämpfer aus dem 35-jährigen Bürgerkrieg des Landes bestiegen wir den Gipfel und schliefen einen Nacht unter einer Planenkonstruktion am Seeufer. Für die fröstelnden Nachttemperaturen wurden wir mit dem Sonnenaufgang am See entschädigt. Für ein paar Stunden waberten keine Wolken über dem Wasser und es gab klare Sicht. Die Rückfahrt war dann eine kleine Gedultsprobe. Weil in Quetzaltenango Stadtfeier war, musste unser Bus durch kleinste Gassen manövrieren. Jeder zweite Fahrgast wusste plötzlich eine Abkürzung. Insgesamt brauchten wir so lange wie ein Fußballspiel, um aus der Stadt zu kommen. 

Gerade hat hier übrigens zum zweiten Mal die Erde gebebt. Kleine Erschütterungen gibt es hier öfters, die letzte vor einer Woche. Heute gab es jedoch zwei kleinere Beben hinternander. Die Beben sind aber wohl nicht besonders schlimm, ein mulmiges Gefühl ist es trotzdem. 

Blick auf Antigua

Unser Dorm ein Quetzaltenango



Aufstieg zum Vulkan

Starknebel am See

Planenkonstruktion am See

Sonnenaufgang am See

Der See von oben (rund 600 Treppenstufen hoch)

Montag, 5. September 2011

Wahlkampf & Projekt

Der Wahlkampf hier ist zurzeit meine Lieblingsattraktion. Während das Schauspiel in Deutschland im kleinen Rahmen abläuft (SPD-Luftballons, CDU-Kullis, FDP-Tränentaschentücher), gleicht die Sache hier einer mittelgroßen Meisterfeier. Kilometerlange Autokorsos schlängeln sich durch das Land, wobei die Jeeps oder Busse mit den Parteifarben geschmückt sind. Beladen sind die Karren mit Dutzenden Menschen, die auf Fahnen ihre Kandidaten lobpreisen. In Jocotenango feiert jeden Tag eine andere Partei am zentralen Stadtplatz ihre Wahlfiesta und drückt Pop-Songs mit Parteitexten durch die Luft! Weniger lustig ist dagegen, dass momentan ein ehemaliger Kriegsverbrecher als Favorit für das Präsidentenamt gilt. Naaaja!

Ansonsten lerne ich das Projekt Los Patojos besser kennen, hatte heute meine erste Spanischstunde und freue mich darauf, bald auch mit besseren Spanisch-Kentnissen im Projekt arbeiten zu können. Momentan ist die Sprache leider noch eine Katastrophe. Für mehr als "Hallo, bla, ich bin Thomas und Tschüss" reicht es selten. Wird aber!

Weil ich euch die Elecciones-Eindrücke nicht entgehen lassen will, hier noch Eindrücke davon und von anderem Krams:

USA-Schulbusse recycelt!

Straße 50 Meter von meiner Unterkunft entfernt

Wahlparty Jocotenango

Wahlplakat!

Einige Autos des Korsos müssen tanken

Hühnchen gekocht!

Wenn es dann doch mal regnet, dann heftig!